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22. September 2019

Game over – Ist das Erlöspotenzial von Premium Sport Rechten ausgereizt?

Aktuell richtet sich die volle Branchen-Aufmerksamkeit auf SVOD Plattformen mit Fictional und Factual Entertainment Fokus sowie auf den sich anbahnenden wettbewerblichen Showdown zwischen Disney und den jungen Herausforderern. Völlig zu Unrecht rückt damit ein Marktsegment in den Hintergrund, das in der Vergangenheit der wichtigste Erfolgsfaktor für Pay-TV Anbieter war und in dem sich nun ernstzunehmende Risiken entwickeln: Premium Sports.

In Europa mehren sich beispielsweise die Anzeichen, dass eine weitere Ausdehnung und Ausdifferenzierung verwertbarer Einzelevents, Spielrunden, internationalen Wettbewerben und Turnieren sich nicht in höheren Erlösen der Lizenzgeber und Abonnentenwachstum niederschlägt. So verzeichnete der „Category Leader“ unter den kommerziellen Fußball Ligen, die britische Premier League, 2018 erstmals seit 2003 einen Erlösrückgang bei der Vergabe ihrer nationalen Medienrechte von -13%.

Diese Entwicklungen sind nicht auf den Fußball beschränkt, sondern lassen sich auch mit Beispielen aus anderen Sportarten belegen. Aufgrund des großen öffentlichen, medialen und teilweise auch politischen Interesses am Fußball zeigen sich aber viele Entwicklungen besonders deutlich:

  • medienpolitische Widerstände gegen die exklusive Pay-TV Verbreitung von Live Sport (Fernsehschutzlisten-Diskussion in Österreich), Fan-Proteste gegen unkonventionelle Spielzeiten (Montagsspiele der deutschen Bundesliga),
  • die Notwendigkeit zum Abschluss mehrerer Abos, um alle Spiele einer Liga zu sehen,
  • kommerzielle Interessenkonflikte der Klubs (geringere Pay-TV Reichweiten = niedrigerer medialer Wert = weniger Sponsorenerlöse
  • die wachsende Eigenverwertung in digitalen Klubmedien) und nicht zuletzt
  • das bereits sehr hohe Rechtekosten-Niveau der europäischen Spitzenligen

stehen beispielhaft für die wachsende Zahl weiterer Risikofaktoren in den Business Cases entscheidender Player in den Premium Sport Ecosystemen.

Einschätzung: Es wird zukünftig schwieriger werden, die gemeinsame, für alle Marktteilnehmer zutreffende Wachstumsstory mit Premium Sport Inhalten weiter zu erzählen. War Premium Sport in der Vergangenheit im deutschsprachigen Raum vielfach das einzige Kaufmotiv für Pay-TV Abonnements, müssen sich deren Anbieter nunmehr im Wettbewerb um einen Anteil am Gesamtbudget der Konsumenten für alle audiovisuellen Premium-Inhalte behaupten. Die Unternehmen in den Premium Sport Ecosystemen müssen eine strikt am Endkunden und seinen Interessen orientierte Produkt-/Marktstrategie entwickeln, um die bisher erreichte Wertschöpfung zu sichern und Wachstum zu ermöglichen. Das Beispiel Formel 1 zeigt eindrucksvoll, wie sich falsche produktstrategische Weichenstellungen in einem rapidem Wertverfall in allen Bereichen der Wertschöpfungskette niederschlagen.